Staat und Open Source Software

Im aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung wurde der verstärkte Einsatz von Open Source Software als Vorhabenswunsch formuliert. Ich schreibe Vorhabenswunsch mit Absicht, denn von diesem frommen Wunsch und diesem Vorhaben spürt man wenig bis nichts.

Was könnte getan werden?

Der Staat als Akteur in der Softwareentwicklung: Von allen bezahlt, für alle verfügbar!

Ein Modell, in dem der Staat Open Source Software für die Allgemeinheit entwickelt lässt und allen Bürgern zur Verfügung stellt, könnte folgendermaßen aussehen:

  • Der Staat richtet eine staatliche Open Source Software-Agentur ein, die für die Entwicklung und Bereitstellung von Open Source Software verantwortlich ist. Diese koordiniert und verantwortet übergreifend Projekte auf allen Verwaltungsebenen.
  • Die Agentur stellt eine Reihe von Open Source Software-Projekten auf, die für verschiedene Bereiche der Gesellschaft relevant sind, z. B. Bildung, Verwaltung, Gesundheit, Wirtschaft.
  • Die Agentur rekrutiert Entwicklerinnen und Entwickler aus der öffentlichen und privaten Wirtschaft sowie aus der Open Source Community, um an den Projekten mitzuarbeiten.
  • Die Software wird unter einer Open Source-Lizenz veröffentlicht, die es allen Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht, sie kostenlos zu verwenden, zu verändern und weiterzugeben.
  • Die Agentur bietet Unterstützung und Schulungen für die Nutzung und Entwicklung der Software an.

Vorteile eines solchen Modells:

  • Open Source Software ist in der Regel, was Lizenzgebühren betrifft, kostenlos und kann von jedem genutzt werden. Dies kann zu einer Verbesserung der digitalen Teilhabe führen, da auch Menschen mit geringem Einkommen Zugang zu hochwertiger Software erhalten.
  • Open Source Software ist in der Regel sicherer als proprietäre Software, da der Quellcode von unabhängigen Dritten eingesehen und überprüft werden kann. Dies kann zu einer Verbesserung der Cybersicherheit führen.
  • Open Source Software ist in der Regel flexibler und anpassungsfähiger als proprietäre Software. Dies kann zu einer Verbesserung der Innovation führen.
  • Open Source Software befreit den Start von Lieferantenzwängen (Vendor Lock-in). Der Staat macht sich nicht länger abhängig von der Software- Industrie.

Nachteile eines solchen Modells:

  • Die Entwicklung von Open Source Software kann zeitaufwändig und kostspielig sein.
  • Die Qualität von Open Source Software kann variieren. Es müssen strenge Maßstäbe angesetzt werden.
  • Es kann schwierig sein, die Rechte an Open Source Software zu verwalten.

Konkrete Beispiele für Open Source Software, die vom Staat entwickelt und bereitgestellt wird:

  • Das Betriebssystem Linux wird von einer gemeinnützigen Organisation namens Linux Foundation entwickelt und wird von einer Vielzahl von Unternehmen und Organisationen eingesetzt, darunter auch vom deutschen Staat.
  • Das Büropaket LibreOffice ist eine freie und quelloffene Alternative zu Microsoft Office. Es wird von einer gemeinnützigen Organisation namens The Document Foundation entwickelt und wird von einer Vielzahl von Unternehmen und Organisationen eingesetzt, darunter auch vom deutschen Staat.
  • Das Webbrowser-Projekt Tor wurde von der US-amerikanischen Marine entwickelt und wird von einer gemeinnützigen Organisation namens The Tor Project verwaltet. Es wird von Menschen auf der ganzen Welt eingesetzt, um ihre Privatsphäre im Internet zu schützen.
  • Der Browser Mozilla Firefox wird durch die Mozilla Foundation weiterentwickelt und steht der Allgemeinheit in hoher Qualität zur Verfügung.
  • …. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen…

Fazit:

Open Source Software hat das Potenzial, einen positiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Ein Modell, in dem der Staat Open Source Software für die Allgemeinheit entwickelt lässt und allen Bürgern zur Verfügung stellt, könnte einen wichtigen Schritt in diese Richtung darstellen.

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